Skip to content Skip to sidebar Skip to footer

Konzertrückblick 21.01.2024

Sternstunde der Kirchenmusik in St. Sebastian Waldershof

Eine wahre Sternstunde der Kirchenmusik wurde am Sonntag, den 21. Januar 2024, den knapp 400 Besuchern in der sehr gut besetzten Stadtpfarrkirche St. Sebastian geboten. Solisten aus Weimar und Erfurt, Instrumentalisten von Karlsbad bis Erlangen und der Chor der Stadtpfarrkirche unter der Leitung von Werner Stehbach verstanden es bestens, das „Chor- und Orchesterkonzert“ zum 55. Kirchenpatrozinium der Stadtpfarrkirche zu einem unvergesslichen Erlebnis zu machen.

Zwei Hauptwerke standen auf dem Programm, die „Mariazeller Messe, Hob. XXII:8“ von Joseph Haydn und das spätromantische „Te Deum“ von Joseph Louis Renner.

In seiner Begrüßung freute sich Stadtpfarrer Bernd Philipp über den sehr guten Besuch und dankte allen Sängerinnen  und Sängern und den Instrumentalisten für ihre Begeisterung, solch wunderschöne Musik einzustudieren und dann unnachahmlich zum Klingen zu bringen. Ebenso dankte er befreundeten Gastsängerinnen und Sänger, die den Chor regelmäßig bei größeren Projekten unterstützen.

Hilmar Wollner führte mit interessanten Informationen durch die einzelnen Programmpunkte und verband diese auch mit geschichtlichen und theologischen Aspekten.

 

Nach dem gemeinsam gesungen „Sebastianlied“ mit der souveränen Orgelbegleitung von Martin Bernreuther, Domorganist am Hohen Dom zu Eichstätt, wurde mit der „Mariazeller Messe“ eine der zehn großen Messen von Joseph Haydn dargebracht.

Chor und Orchester zeigten sich bestens vorbereitet und zogen die Zuhörer mit ihrer Begeisterung, rhythmischen und harmonischen Präzision und bei der Umsetzung der verschiedensten Tempi und dynamischen Anforderungen derart in Bann, so dass – was man sich nur wünschen kann – eine enge Beziehung zwischen den Musizierenden und Zuhörern entstand.

Dramatische, fröhliche und weiche zauberhafte Klänge wechselten gerade in den textlich längsten Teilen, wie im Gloria und auch Credo, selbst im Benedictus verstanden es die Gesangssolisten, Chor und Orchester die gegensätzlichen Haydn´schen Ideen hervorragend umzusetzen.

Augen- und Ohrenschmaus waren die höchst anspruchsvollen Abschlussfugen im Gloria, Credo, Sanctus und natürlich als Höhepunkt mit dem „Dona nobis pacem“ im Agnus Dei. Gerade in diesem Abschlussteil zeigte sich Haydn`s überragende kontrapunktische Kompositionsweise. Chor und das in der Artikulation höchst differenziert mitgehende Orchester schufen hier Transparenz und gerade auch in den Koloraturen und prägnanten Themen höchste Präzision.

Dieser gewaltige Eindruck veranlasste die Zuhörer nach dem Ende des Agnus Dei zu spontanem Zwischenapplaus – was man eigentlich gerade bei Kirchenkonzerten nicht gewohnt ist.

 

Mit den Solisten, Mirijam Denz, geboren in Weiden, Sophie Hofsommer aus Berlin, Michael Scheithauer, geboren in Regensburg und jetzt beruflich in Erfurt, und Samuel Huhn, geboren in Frankenberg (Eder) stand ein junges und höchst motiviertes und homogenes Soloquartett zur Verfügung. Mit Ausnahme von Michael Scheithauer studieren alle an der Hochschule für Musik „Franz Liszt“ in Weimar.

Mirijam Denz` wunderschöner und in den Höhen zauberhafter Sopran, Sophie Hofsommers wohltuend schlanker und anmutiger Alt, Michael Scheithauers strahlender Tenor und Samuel Huhns warmer und trotzdem füllender Bass waren ein Ohrenschmaus für sich. Allen gemeinsam ist der –  nach dem Vorbild der englischen Schule – schlanke und klare Sologesang,  der perfekt die Haydn´sche Harmonik zum Klingen bringt.

Martin Bernreuther interpretierte Marco Enrico Bossis „Marche festiva, op. 118/8“ für Orgel meisterhaft und verstand es prächtig, dessen Spätwerk, das im pompösen und festlich-dramatischen italienischen Stil gehalten ist, perfekt auf der Waldershofer generalsanierten Orgel umzusetzen und machte dadurch einen Komponisten, der leider in Vergessenheit geraten ist, wieder bekannt.

Joseph Louis Renner, einst Domorganist am Hohen Dom in Regensburg, schuf mit seinem „Te Deum“ ein im spätromantisch-expressiven Stil ein gerade in Ausdruck, Tempi und Chromatik höchst anspruchsvolles Chor- und Orgelwerk, dass leider nur die Insider der Hochschule für Kirchenmusik in Regensburg noch kennen.

Chor, Orchester und Orgel interpretierten dieses großartige Opus mit bestem Gespür für Agogik, Dramatik und Feingefühl, so dass zu wünschen ist, die Aufführung in Waldershof – hier in der eigens für dieses Konzert erstellten Orchesterfassung von Werner Stehbach – hilft, dieses großartige Werk wieder öfter im Programm zu sehen.

Nach dem gemeinsam gebeteten Vaterunser und dem Segen durch Stadtpfarrer Bernd Philipp endete diese kirchenmusikalische Feierstunde mit dem gemeinsam gesungen und gespielten „Großer Gott, wir loben dich“.

Standing Ovation und begeisterter Applaus dankten allen Mitwirkenden für ein großartiges musikalisches Erlebnis, das dann mit der Zugabe und „Gottes Segen“ einen würdevollen Abschluss fand.