90 Jahre
Mariä Heimsuchung
in Poppenreuth
Weihbischof Dr. Josef Graf aus Regensburg hält die Festmesse und segnet die neue Orgel. Organist Sebastian Greim hat dazu eigens eine Festmesse komponiert.
Mit einem festlichen Gottesdienst beging die Expositurgemeinde Mariä Heimsuchung das 90-jährige Weihejubiläum des Gotteshauses am letzten Sonntag. Mit einem Kirchenzug vom ehemaligen Gemeindehaus zur Kirche Mariä Heimsuchung, unterstützt von den Steinwaldmusikanten aus Pullenreuth, begann der „Feiertag“ in Poppenreuth.
Am Kirchplatz angekommen begrüße Ministrantin Elisabeth Köllner den Gast aus Regensburg mit den Worten: „Kirche ist mehr als ein Haus aus Holz und Stein, Kirche sind die Menschen, die das Gotteshaus besuchen. Herr Bischof, wir bitten Sie um Ihren Segen für unser Gotteshaus und unser Leben.“
Nach dem Einzug in das Gotteshaus begab sich der Weihbischof auf die Empore, segnete die neue Orgel und übergab sie nun offiziell seiner Bestimmung. Graf merkte dazu an: „Die Kirchenmusik kennt zwei Richtungen. Vertikal zur Ehre Gottes und horizontal zur Erbauung der Menschen.“ Der Bischof weiter: „Christus hat den Lobgesang auf die Erde gebracht.“
Den festlichen Gottesdienst zelebrierte Weihbischof Josef Graf, mit am Altar standen als Zelebranten Stadtpfarrer Bernd Philipp, Pfarrvikar Pater Joseph, Pfarrer im Ruhestand Hans Riedel und Pfarrer Sven Grillmeier.
Der Weihbischof sagte anlässlich der Feierlichkeit: „Wie eine Burg ist diese Kirche. Damals waren die Menschen hier sicher nicht reich, es war keine einfache Zeit. Daher gehört Ihren Vorfahren höchster Respekt, sie haben damals große Opfer für den Bau der Kirche erbracht. 90 Jahre für eine Kirche entsprechen einem Geburtstag im Jugendalter für einen Menschen, in der Zeit, wo man aufbricht, wo man das Leben selbst in die Hand nimmt und gestaltet, wo die Menschen auch ein kritisches Bewusstsein haben.“ An die Gläubigen appellierte Josef Graf: „Liebe Schwestern und Brüder, bitte halten Sie in Poppenreuth der Kirche weiter die Treue. Bewahren Sie sich den Glauben, dass die Kirche uns etwas geben kann, was die Welt sich selbst nicht geben kann. Da bin ich ganz überzeugt davon.“
Kirchenpfleger Armin Köllner erinnerte nach dem Gottesdienst an die aufwendigen Arbeiten beim Abbau der alten Orgel und der Orgelpfeifen sowie der Neugestaltung auf der Empore. Hier wurden von ehrenamtlichen Helfern über 800 Einsatzstunden geleistet. Außerdem erhielt das Gotteshaus zum Jubiläum einen neuen Innenanstrich. Köllner erinnerte auch an Pfarrer Anton Zapf und Pfarrer August Sparrer. Die beiden Seelsorger haben bis heute ihre Spuren in der Expositurgemeinde Mariä Heimsuchung hinterlassen und werden nicht vergessen. Als nächste Herausforderung für die Kirchenverwaltung sieht Köllner die Renovierung des Bildes am Hauptaltar.
Organist Sebastian Greim sagte anlässlich des Jubiläums: „Die Festmesse ist zum einen der neuen Orgel gewidmet, um die neuen klanglichen Möglichkeiten des Instruments dem Zuhörer präsentieren zu können und zum anderen dem Kirchenchor Poppenreuth, welcher stets mit unermüdlichem Engagement probt und singt, um die christliche Gemeinschaft und die Glaubensverkündung mit seinem Gesang grundliegend zu stärken.“ Greim weiter über seine Komposition: „Die Messe ist komplett in deutscher Sprache geschrieben, die verschiedenen Stücke sind nicht zu lange, abwechslungsreich in der Gestaltung und gehen leicht ins Ohr, um zu begeistern und zu bereichern. Die Messe ist also nicht nur Hommage an die neue Orgel, sondern viel mehr auch Würdigung der Sängerinnen, Sänger und Musikbegeisterten in Poppenreuth für ihren Fleiß, Treue und Gemeinschaft.“ Das Einstudieren der Messe für den Festtag dauerte sechs Monate.
Werner Stehbach, Chorleiter des Kirchenchores Sankt Sebastian in Waldershof sagte anlässlich der Orgelweihe: „Glückwunsch an die Kirchenverwaltung Poppenreuth, dass sie – um die musikalischen Möglichkeiten enorm zu erweitern – sich für eine neue Digitalorgel mit drei Manualen aus dem Hause Kisselbach entschieden hat.“ Stehbach weiter: „Dass nun ein neues gewaltiges Klangspektrum Einzug in Poppenreuth hielt, zeigte sich am höchst professionellen Orgelspiel von Sebastian Greim, der Klangwelten präsentierte, die man sonst nur aus Domkathedralen kennt. Greim hat auch ein Deutsches Messordinarium anlässlich des Festtags komponiert und ganz speziell auf die vielfältigen Registerklänge der neuen Orgel und den begeisternden Chor unter der souveränen Leitung von Christa Köllner abgestimmt.“
Standing Ovations nach der Zugabe am Ende des Gottesdienstes zollten Organist und Chor Respekt und Anerkennung für eine herausragende Leistung.
Der Festtag fand seinen Ausklang mit einem gemeinsamen Essen und Kaffeetrinken im Festzelt vor der Kirche.
Geschichtlicher Rückblick:
Das erste Gotteshaus in Poppenreuth war die 1721 geweihte Schlosskapelle der Familie Notthafft. Pfarrlich aber gehörte das Dorf damals zu Waldershof, so dass die Gottesdienste von den Gläubigen dort zu besuchen waren. Ab dem Jahr 1908 wurde Poppenreuth selbständiger und ein Expositurverein wurde gegründet. Man baute ein Expositurhaus und 1930 wurde Kooperator Karl Rüth mit der Seelsorgestelle Poppenreuth betraut. Die Schlosskapelle war nicht mehr zeitgemäß und zu klein. Daher sollte eine neue Kirche erbaut werden. Dora, Freifrau von Gemmingen-Hornberg zu Friedenfels, selbst evangelischen Glaubens, schenkte der Kirchenverwaltung ein Grundstück, weiter stellte sie Holz, Granitsteine und Fuhrdienste kostenlos zur Verfügung. Viele Handwerker wie Steinhauer, Maurer und Zimmerleute aus der Umgebung arbeiteten mit am Bau der Kirche. Die Altäre wurden aus der Schlosskapelle übernommen. Bereits nach zwei Jahren konnte Erzbischof Dr. Michael Buchberger aus Regensburg das fertige Gotteshaus feierlich weihen: Ein großes Fest für das ganze Dorf.
Text und Bilder: Oswald Zintl





